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... mit aktuellem Bericht der Australienreise
 
  
         

 
 
 
 
 

Der Seven Summit Elbrus im Kaukasus in Russland (5.642m)

 

Di, 27.08.2013: Nach Russland
Gegen Mittag fährt der ICE gen Frankfurt. Ein Flug wäre mir lieber gewesen, allerdings konnte die Reiseorganisation Hagen Alpintours nur ein Rail&Fly Ticket anbieten. Alternativ wäre das Risiko einer separaten Buchung zu tragen. In Hamburg steige ich in den erstbesten ICE, der aber viel zu lange braucht. In Dortmund umgestiegen komme ich noch rechtzeitig an und bin 40 min später schon am boarden. In Moskau um 3:40 Uhr angekommen sind 5 Stunden Aufenthalt im kühlen Aufenthaltsraum zu absolvieren - recht unbequem. Dann gehts schon weiter nach Mineralnye Vody.

Mi, 28.08.2013: Zum Elbrus nach Cheget
Um die Mittagszeit werden mein Wanderkamerad und Zimmernachbar Viktor, ein Schwede der in Japan lebt, und ich von der Agentur Pilgrim Tours abgeholt und mit einem kleinen Bus etwa 4 Stunden nach Cheget transportiert. Nach Beziehen des Zimmers, einer Dusche und dem Kennenlernen des ersten Bergführers beim Abendessen, wird 11 Stunden ausgeschlafen auf 2300m.

 

 

 

 

 

 

Do, 29.08.2013: Cheget Mountain
Die erste Akklimatisierungstour steht an. Nach dem Frühstück gehts erst einmal mit dem Lift auf etwas über 3000m. Das Gebiet um Cheget scheint wohl im Winter doch den ein oder anderen Skifahrer anzuziehen. Nun ist der Elbrus auch zu sehen. Ein blauer klarer Himmel ist recht untypisch, sorgt aber für beste Bilder und weite Fernsicht. Bis auf ca. 3600m wandern wir auf den Gipfel des Cheget Mountain und genießen Wetter und Sicht. Erste leichte Schwindel und Kopfschmerzen zeigen, dass wir zu schnell zu hoch gekommen sind. Ein Abstieg erfolgt jedoch umgehend und bald sitzen wir im Tal bei Kalbrolle mit Haselnüssen und überbackenem Käse. Ausrüstungsdefizite werden besprochen und Doppelschuhe sowie Doppelhandschuhe dringend empfohlen, da der Gipfel des Elbrus 3 Tage zuvor bei Sturm nur noch -34 Grad hatte. Neben dem Vermeiden von Erfrierungen an Fingern und Zehen soll auch eine Überbrille vor zugefrorenen Augenlidern schützen. Der Tag klingt gemütlich aus und nach dem Abendessen gehts auch schon bald in die Kojen.

 

Fr, 30.08.2013: Zu den Barrel Huts
Die Nacht war leider eine Tortur, da wir beide Schwierigkeiten hatten, Körperentleerungen zu vermeiden. Nach weit mehr als 10 Toilettengängen und 2 Tannacomp inkl. krampflösendem Buscopan ist der Flüssigkeitsverlust im Griff, aber der Körper stark geschwächt. Gefrühstückt wird nicht und wir lernen Anna, unsere Berführerin, kennen. Sie erkennt, dass sie zwar nur 2 Leute zu führen hat, die aber dafür kaum vorwärts kommen. Viktor kann ihr gut ab den Barrel Huts folgen, mich quälen jedoch die Magenkrämpfe. Fast schon gut, dass ein Gewitter naht und wir nach 4100m Höhe wieder absteigen und die Gondeln nach unten nehmen. Zum Mittag gibt es eine Hand voll Reis und Wasser. Anna bsorgt Antibiotika und Aktivkohletabletten, mit dem sie in der Vergangenheit schon gute Erfahrung gesammelt hat. Danach werden Fäustlinge im Ort geliehen und die Erschöpfung im Bett abgebaut. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich den Berg schaffen kann.

 

Sa, 31.08.2013: Erster Aufstieg
Am Morgen werden die Sachen gepackt und zu den Barrel Huts gebracht. Im Anschluss machen wir uns startklar für den Anstieg auf 4500m ausgehend von 3800m im windigen Schneegestöber. Bis 4400m halte ich durch, vermute, dass mir die Kräfte wegen Unterzucker ausgehen. Im Anschluss geht es bei starkem Wind zurück und die erste Suppe möchte auch noch nicht so gerne im Darm bleiben. Die Darmprobleme machen immernoch viel zu stark zu schaffen.

 

 

 

 

So, 01.09.2013: Aufstieg zur 5000er Marke
Da immer noch Durchfall angesagt ist, wird wieder auf Reis und Reiswasser umgestellt. Da ich mir bei bestem Willen keinen 6 stündigen Marsch auf 5000m vorstellen kann, wird eine Pistenraupe bis zum Mittag organisiert, die uns auf 4600m bringt. Die restlichen steilen Höhenmeter bei Schneegestöber von der Seite inkl. des gesamten Abstiegs erschöpfen sehr. Gegen Abend traue ich mich Buchweizen und ein wenig Hackbällchen mit Fett zu probieren, um bei Kräften zu bleiben.

 

Mo, 02.09.2013: Relaxtag
Die Darmtätigkeiten ohne Gemüse sind weit angenehmer und es scheint sich endlich etwas zu beruhigen. Dennoch fühle ich mich ziemlich schwach und ausgezehrt. Das Wetter hat endlich aufgeklart und die ersten Sonnenstrahlen zeigen sich nach Tagen. Nach dem Frühstück gesellt sich eine 3er Gruppe zu uns, die einen Tag weniger Akklimatisierung hinter sich haben wie wir. Wenn man der Wettervorhersage trauen kann, so sind die kommenden beiden Tage ideal für uns, da ab Donnerstag wieder Schneestürme angesagt sind. Der zweite Tag soll unbeständiger sein und die Windgeschwindigkeiten höher. Es liegt für uns nahe den Gipfel morgen anzugehen. Die andere Gruppe beginnt das Feilschen um den Preis der Pistenraupe, da auch deren Guide denkt, dass sie es wohl sonst kaum bis zum Gipfel schaffen. Die anfänglichen 1500 Euro sind dann heruntergehandelt auf etwa 1000 Dollar, so dass jeder etwa 150 Euro an die russische Maffia übergibt. Dafür kommen wir dann nicht von 3800m auf 4500m, sondern auch den sehr anstrengenden Teil auf 5000m. Ich stimme schließlich dem doch sehr touristischen Plan zu, da ich den Weg ganz ohne Pistenraupe auf keinen Fall, den Weg ab 4500m mit viel Kraftaufwand in viel Zeit vielleicht hätte gehen können. Zudem gibt es nun für 5 Leute 2 Guides, was alleine den finanziellen Mehraufwand wert ist. Mittags üben wir Seilschaft und Eisaxtnutzung und ruhen danach aus. Um 3 Uhr nachts ist Start zum Gipfel. Zeit genug sich mit Tannacomp voll zu stopfen, so dass man nicht mehr auf Toilette gehen kann.

 

Di, 03.09.2013: Summit Day
Die Zeit von 3 bis 4 Uhr vergeht schnell und wir starten mit der Pistenraupe auf 5000m. Der Wind weht stark mit etwa 40kmh von links. Ich bereue keinen Nasen- und Backenschutz zu haben, da unterhalb der Maske schnell die windzugewandte Seite friert und Eis ansetzt. Wir steigen Schritt um Schritt hinauf, bis es einen ersten Blitz gibt. Der Schneesturm nimmt an Stärke weiter zu. Bei 5300m schließlich fängt es an zu dämmern, allerdings wieder an zu blitzen. Wir sind die ersten am Berg und beschließen nach 10 minütiger Ruhezeit dem aufkommenden Gewittersturm zu entfliehen und beschließen aus Sicherheitsgründen den Abstieg. Wir rennen förmlich und Gestalten nehmen Form an und verschwinden regelmäßig im Whiteout. Die entgegenkommenden Gruppen beschließen ebenfalls umzukehren und um 10 Uhr sind wir wieder an den Barrel Huts. Mit einem guten Gefühl das Richtige getan zu haben und es bei gutem Wetter bzw. ohne Blitzgefahr bis zum Gipfel geschafft zu haben, beschließen wir den Abstieg zum Hotel, da die Windgeschwindigkeiten der Großwetterlage weiter zunehmen sollen. Ein Aufstieg am Donnerstag ist derzeit nicht darstellbar. Die Wangen sind nicht weiter vom Frost betroffen, allerdings sind die Lippen ähnlich einem Sonnenbrand gereizt und die Nasenunterseite etwas blutig offen.

 

Mi, 04.09.2013: Relaxtag Nr. 2
Beim Aufwachen wurde klar, dass etwas nicht stimmt. Es schneit nicht, es regnet nicht, es ist windstill und die Sonne scheint ab und an ins Zimmer. Wir loten unsere Chancen aus, den Berg morgen früh noch einmal anzugehen. Die Gruppe, die mit uns nach oben gegangen ist, blieb gestern in den Barrel Huts und ist mit dem Guide heute vermutlich schon auf dem Gipfel. Andere Gruppen sind noch nicht so weit und sonst geht die Saison dem Ende zu. Anna gibt uns ausserhalb ihres Vertrags in Absprache mit dem Manager die Chance mit ihr nach oben zu steigen. Also nochmal Schuhe, Fäustlinge ausleihen und Geld abheben. Nachmittags befinden wir uns wieder in den Barrel Huts und ruhen aus für den kommenden Tag.

 

Do, 05.09.2013: Kein weiterer Gipfelsturm
Ganz im Gegenteil zu den Hoffnungen wird um 3 Uhr morgens unschwer klar, dass das in diesem Jahr nichts mehr wird. Neuschnee mit etwa 50 cm liegt vor der Tür und Schneeverwehungen türmen das Pulver bis zur Brust, so dass man komplett im Schnee versinkt. Sturmböen mit nun bis zu 70 kmh peitschen die Partikel ins Gesicht. Die Saison ist für dieses Jahr beendet. Auch gestern kam niemand zum Gipfel. Zum Glück werden die Seilbahnen kurz angeschaltet, so dass das Lager nicht zu Fuß verlassen werden muss. Abends finden die ersten Verabschiedungen statt. Es war nicht das letzte Mal, dasd dieser Berg bestiegen wird. Ggf. ist die Taktik mit aufsteigendem Zelt vielversprechender.

 

Fr, 06.09.2013: Rückreise nach Hamburg
Um 7:30 Uhr gehts im Taxi wieder zurück nach Mineralnye Vody, Moskau, Frankfurt und schließlich über Nacht im ICE nach Hamburg.

 

 

 

 

 
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