Header image  
... mit aktuellem Bericht der Australienreise
 
  
         

 
 
 
 
 

Die Yamaha XT 600 Modell 2KF

 

Warum gerade eine XT 600?

Von all den vielen Motorradmodellen auf dem Markt, wieso gerade die Maschine? Im Hinblick auf meine Anforderungen kommt aber nur dieses eine Modell in Frage...

Der klassische Umkipper

Natürlich das dümmste, was einem als Motorradfahrer passieren kann, ist der klassische Umfaller. In der Regel aus dem oder fast aus dem Stand passiert es nun leider hin und wieder einmal. Alleine aus diesem Grund sollte das Motorrad schon nicht über großartige Verkleidungen verfügen oder über herausragende Bauteile, die zum abknicken oder abbrechen neigen. Vor allem aber sollte man das Motorrad selbstständig und ohne Hilfe wieder - natürlich auch mit vollem Gepäck - aufrichten können. Ein weiteres Risiko stellt das Einklemmen von Gliedmaßen nach dem Sturz dar. Die Maschine sollte man zumindest bewegen oder wegdrücken können, um sich schließlich frei bewegen zu können. Heiße Motorteile dauerhaft an eingeklemmten Körperpartien - kann ziemlich schmerzhaft enden. Alleine hieraus formuliert sich ein Maximalgewicht von etwa 200 kg inkl. Gepäck. Hieraus wiederum kommen nur noch Einzylinder-Maschinen in Frage. Aufgrund des Gepäckvolumens von etwa 50 kg bleiben also nur noch 150 kg inkl. Treibstoff.

 

Reichweite und Spritverbrauch

Maschinen mit 650 cm3 Hubraum sind zwar inzwischen weiter verbreitet, sie verbrauchen jedoch wiederum mehr Sprit als die 600er. Die Auswahl an 500 cm3 -Maschinen ist zudem stark beschränkt und auch wenig leistungsstark, was die Menge an Gepäck + Fahrergewicht angeht. Daher lautet der Kompromiss: 600 cm3. Hierbei ergibt sich ein Bedarf von 5 bis 6 Liter Sprit je nach Gelände. Erfahrungsgemäß gibt es 'überall auf der Welt' spätestens alle 350 km eine Tankstelle. Eine gewisse Sicherheit, dass dem wirklich so ist und dass man auch weitere Ziele als nur die Hauptstrecken von Tankstelle zu Tankstelle bewältigen kann sollte dabei möglich sein ohne dabei Ansprüche auf Wüstendurchquerungen zu haben. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit eines größeren Tanks. Eine maximale Tankgröße ergibt sich aus dem zunehmend schwammigeren Fahrverhalten mit 23 Litern (Acerbis). Um eine größere Reichweitensicherheit gewährleisten zu können, werden 2 weitere 5 Liter BW-Kanister an den Alukoffern mitgeführt, mit denen eine Gesamtdistanz von mindestens 500 km gewährleistet werden kann. Zudem gibt es die weitere Möglichkeit des Mitführens von Treibstoff von jeweils 5 Liter-Kanistern auf den Alukoffern und weitere Volumina in den Koffern in absolut 'auswegloseren' Regionen.

 

Elektronik-Probleme

Was machen, wenn die Kiste streikt, der E-Starter oder die digitale Einspritzung nicht will und man dann noch nicht einmal ein digitales Steuergerät für den hard-reset dabei hat? Dumm drein schaun in der Pampa. Daher: Nach Möglichkeit keine Elektronik! Nun braucht man aber einmal Licht und die Blinker, eine Neutralstellung zu erkennen hat auch seine Vorteile. Daher sollte zumindest alles voneinander unabhängig versorgt werden und wenn mal gar nichts geht: Na dann braucht es wenigstens einen Kickstarter, dass man die Maschine noch bewegen kann. Aus diesem Grund kommen also nur noch ältere Fahrzeugtypen mit Vergaser und Kickstarter in Frage.

 

Ersatzteilbeschaffung und Notreparatur

Dass man einen Kardanantrieb nicht wirklich innerhalb weniger Stunden und ohne größere Ersatzteile reparieren kann, liegt auf der Hand. Daher sollte das ganze Motorrad in der Einöde mit wenigem handlichen Werkzeug komplett zerlegbar und zusammensetzbar sein. Das benötigt man z.B. wenn die Maschine in einem tieferen Bach absaufen sollte.

 

Robustheit

Dass die Yahama XT 600 weltreisetauglich ist, habe ich von einem Vortragenden aus Birkenfeld mitbekommen, der mit seiner Maschine ein Jahr lang nahezu auf jedem Kontinent unterwegs war und kaum Probleme bekam (www.world-around.de). Nun gibt es innerhalb dieser Typreihe einige Modelle mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Aufgrund der Erfahrungen von Fahrern vieler tausend Motorräder stellt sich das Modell 2KF, welches von 1988 bis 1989 gebaut wurde als die problemloseste weil robusteste Maschine heraus. Natürlich hat jedes Modell auch seine speziellen Problemchen und Kinderkrankheiten. Diese sind jedoch marginal und durch Zubehörteile in den Griff zu bekommen. So hat die Maschine aufgrund des Vergaser natürlicherweise ein kleines Problem mit der Höhe von über 3.000 m. Ich habe meine Maschine jedoch auch über die Alpen bringen können und keinerlei Probleme bekommen. Auch die Probleme der Gemischaufbereitung des Birkenfelder Weltreisenden hatten erst ab 3.500 m zugenommen. Es gibt aber auf der Welt nur wenige Gegenden in denen man diesen Passhöhen oder Hochebenen nicht ausweichen kann. Des Weiteren hat die Maschine ein Problem mit dem 5. Gang, der sich leicht im Getriebe auflösen kann. Man muss daher sein Fahrverhalten darauf einstellen und nur bei hohen Drehzahlen den 5. Gang benutzen. Da der Fahrtwind dabei ab 100 km/h sowieso aufgrund des fehlenden Windschilds auf Dauer unangenehm ist, benutzt man im Gelände den 5. Gang einfach erst gar nicht.

 

Was wurde bereits gemacht?

Da ich die Maschine gebraucht gekauft hatte, habe ich darauf geachtet, dass die meisten notwendigen Umbauten schon gemacht waren. Die Maschine von 1989 hatte dabei schon einen mittlerweile seltenen Devil-Edelstahlkrümmer mit einer Sebring-Auspuffanlage. Weiterhin war die umfangreichste Wartungsarbeit nämlich die Motorkomplettüberholung mit Hohnung, neuem Kolben und Dichtungen schon vor 5.000 km gemacht worden. Bei dieser Komplettzerlegung wurde in einem auch der Rahmen komplett kunststoffbeschichtet. Von daher war die Maschine nahezu wie neu.

 

Was musste noch gemacht werden?

Will man mit einer etwas älteren Geländemaschine nun wirklich auch ins Gelände fahren, sollte man sich um die Dämpfung Gedanken machen. Die unheimlich tief eintauchenden Vorderradfedern habe ich durch progressive Wirth-Gabelfedern ersetzt. Das originale Federbein habe ich durch ein neu gewartetes Öhlins-Federbein der Tenere ersetzen lassen. Damit sollte zumindest der Fahrkomfort mit schwerem Gepäck als auch die Sicherheit gegen Dämpferdefekte auf der Reise gewährleistet sein. Des Weiteren habe ich die Kette samt Ritzel und Kettenrad in stärkerer Weise ausführen lassen, so dass die Maschine die Kette nicht zerreißen kann, selbst wenn sie auf längerer Zeit ohne Schmierung in sandigen Gebieten unterwegs ist. Zudem habe ich das Scottoiler-System montiert, so dass die Kette auf längerer geteerter Strecke wieder geschmiert werden kann und somit ein Wechsel aufgrund der längeren Lebensdauer entfällt. Die Barum Mitas E-09 Bereifung hat eingermaßen lange gahalten, die ungleichmäßige Abnutzung des Vorderreifens hat mir jedoch gar nicht gefallen, da ich meine Frankreich-Reise deswegen früher abbrechen musste. Daher habe ich mir das altbewährte Conti TKC 80 Set aufgezogen, das zwar mit der neuen Mischung nicht mehr so langlebig ist, jedoch ein wesentlich gleichmäßigeres Stollenprofil besitzt. Weiterhin habe ich mir einen massiven Gepäckträger aus Stahl schweißen lassen, der in jeder Hinterhofschmiede der Welt mit einfachen Mitteln notfalls wieder zusammengeschweißt werden kann. Auf den Gepäckträger habe ich die bewährten Därr-Aluboxen montiert, die zur Gepäckmitnahme im Flieger variabel ab- und anmontiert werden können. Ein neuer Lenker mit Mapbox, eine Öl-Temperaturüberwachung für heiße Gebiete und Ladeanschluss für die Akkus machen das Leben leichter. Ein Alu-Motorschutz kann man sehr günstig von der Tenere übernehmen.

 

 Es folgt am 22. Mai 2009 die BMW HP2....

 

 
    nach oben Home