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... mit aktuellem Bericht der Australienreise
 
  
         

 
 
 
 
 

Der Seven Summit Elbrus im Kaukasus in Russland (5.642m)

 

Fr., 24. April 2015: Flug Hamburg - Istanbul - Mineralnye Vody

Dieses Mal fliege ich nicht mit Aeroflot über Moskau, sondern mit Pegasus über Istanbul. Am Schalter gebe ich den ziemlich genau 25 kg wiegenden Rucksack auf und achte darauf, dass er direkt beim Sperrgepäck kontrolliert wird - nicht dass ich noch was umpacken müsste. Ansonsten heißt es Warten in Hamburg, lange in Istanbul und leider auch lange in Mineralnye Vody am Gepäckband. Schließlich wird klar, dass mein Rucksack neben zwei weiteren Touristen nicht angekommen ist, trotz 5 Stunden Umsteigezeit in Istanbul. Mit den Beamten werden diverse Formulare besprochen und in nicht nachvollziehbaren Texten formuliert. Digital gibt es leider keine Möglichkeit des Auslesens des Gepäckscheins aus Hamburg. So wird eine Firma beauftragt, das Gepäckstück zu suchen. Selbst um 3 Uhr nachts nimmt eine Dame den Suchschein und Informationen auf, photokopiert fleissig und vertröstet mich schon auf 2 bis 3 Tage. Es bleibt also erst einmal nichts weiter übrig, als mit dem Fahrer Alexander nach Azau zu fahren.

 

 

Sa., 25. April 2015: Hotel in Azau (2.500m)

Viktors Hotel in Azau befindet sich direkt unterhalb der alten roten Kabinen-Seilbahn. Dort kommen wir gegen 6 Uhr an. Später wird klar, dass ich erst einmal für 2 Nächte ein Zimmer bekommen kann. Ich schlafe also bis 11 Uhr, anstatt mich wie geplant auf den Weg zu machen. Das Wetter ist perfekt windstill und sonnig. Ich mache mich auf die Piste und merke, dass die Sneaker und Socken nach 200 Höhenmetern komplett nass sind. Die erste Schwachstelle ist gefunden. Abgesehen davon bieten die Sneaker absolut keinen Grip. Experiment mit Bestandsklamotten ist also gescheitert, Sonnenbrand garantiert und Rubel am Automat in Empfang genommen. Ich beschließe die kommenden Tage optimistisch für die Akklimatisation zu nutzen.

 

 

 

So., 26. April 2015: Garabashi Biwak-Tonnen (3.700m)

Viele Optionen gibt es ohne das große Gepäck nicht. Hauptschwachpunkt sind die Sneaker, die direkt patschnass sind auf Schnee und danach 2 Stunden auf den Heizkörper müssen. In der Hoffnung, dass das Gepäck noch ankommt, ziehe ich also das Programm durch. Zunächst geht es mit dem Doppelmayer auf die Mir-Station. Da ich früh dran bin, muss nur kurz auf den alten Sessel zu den Garabashi-Tonnen gewartet werden. Interessanterweise sind die Tonnen unter 4 Metern Schnee voll begraben und niemand bemüht sich, die Tonnen zu befreien. So warte ich auf 3700m bei schönem Wetter und schönen Panorama auf den Rückweg.

 

 

 

 

Mo., 27. April 2015: Mir-Station (3.500m)

Am Morgen des Montags wird klar, dass die Gepäcksuche wohl auch aufgrund des Wochenendes nicht auf Hochtouren stattgefunden hat. Aus Deutschland kann man ebenfalls nichts weiter in Erfahrung bringen. Ich erreiche Viktor in seinem Büro in Moskau, so dass er alle Daten für die Suche bekommen kann. Später wird klar, dass auch er noch nichts in Erfahrung bringen kann. Leider ist der Sessellift nach Garabashi heute nur für kleine Gruppen ab und an angeschaltet und ich darf leider nicht mit hoch. Es ist eben kein Wochenende mehr und die Zahl der Touristen hat merklich abgenommen. Es gibt einige Skifahrer, einige russische Militärs, die Skikurse absolvieren und einige Skyrunner, die sich wohl langsam aber sicher auf das Elbrusrace vorbereiten. Bergsteiger mit Gepäck sind eher die Ausnahme. Am Mittag zieht alles zu, der Wind nimmt ebenfalls zu und es wird merklich kühler - ggf. kritisch am Berg mit den Klamotten am Leib. Es fehlt also zur Sicherheit eigentlich noch ein paar Überhandschuhe und eine Daunenjacke. Die Möglichkeiten sind also begrenzt.

 

 

Di., 28. April 2015: Verleihshop und über 4000m

Nach dem frühen Frühstück starte ich in Richtung Verleihladen in Cheget. Taxis scheint es so früh noch nicht zu geben, aber ich trampe mit einem alten Herrn in einem uralten Wolga runter durch das Baksantal. Da der Shop geschlossen hat und auch auf der Herfahrt schon geschlossen hatte, versuche ich in Cheget herauszufinden ob es noch einen Rental-Shop gibt. In dem Hotel von vor 2 Jahren scheint wohl die alte Tourorganisation nicht mehr zu existieren. Später schickt man mich zurück und tatsächlich hat der rechte Verkaufsladen auf. Ein wenig später wird klar, dass der Verkaufsladen um 9 Uhr öffnet und der Verleihladen um 10 Uhr. Die Plastikschuhe sind zwar das allerletzte, aber es gibt sonst keine wirkliche Alternative. Also alte Plastikhartschale und Neopren-Innenschuh, dazu abgelatschte Grivel AirTech Steigeisen und alte Stöcke. Immerhin bin ich Skyrun-tauglich. Gegen Mittag bin ich also erst am Berg. Auf der Mir ist erneut kein Weiterkommen mit dem Sessel, also auf Ausrüstung testen. Alle 300 Höhenmeter muss ich den Schuh lockern, da er für Krämpfe sorgt. Mal hoffen, dass sich das bessert. Erstaunlich gut sind die Steigeisen und so gehe ich schließlich bis 14 Uhr auf über 4000m. Dort befindet sich eine Hütte, so dass man dort windgeschützt sitzen kann. Das Wetter klärt sogar auf und gibt den Blick für schöne Bilder frei. Jetzt heißt es Zeiten für das Heruntergehen zu testen, so dass man später den Lift noch bekommen kann. Schließlich bin ich zufrieden mit dem Verlauf zurück in Azau. Leider immer noch keine Nachrichten vom Rucksack.

 

 

 

Mi., 29. April 2015: Sturm über 4000m (4.350m)

Heute messe ich die Zeiten für den Auf- und Abstieg, um selbst einschätzen zu können, ob die Strategie aufgehen könnte, dass mit dem Lift auf die Mir-Station gefahren wird und von dort aus zum Gipfel aufgestiegen werden kann. Ich bin der erste am Lift und um 9:11 Uhr an der Mir. D.h. der Rückweg vom Gipfel muss bis ins Tal zurück führen, da der Lift un 17 Uhr schließt. Ein langer Tag mit der Option bei sehr schlechtem Wetter in der Dieselhütte auf 4200m auszuharren. Gegen Mittag bin ich an der Dieselhütte und es zieht ein Sturm auf, der sich nach anderthalb Stunden nur wenig legt. Also sämtliche Bekleidung angezogen und auf 4350m war dann kein Weiterkommen mehr. Sturmhaube, Schneebrille fehlen mindestens für das Gesicht. Die Ausrüstung wäre also bei gutem Wetter auch bedingt einsatzfähig und sturmtauglich. Zurück im Hotel in Azau kommt dann die positive Nachricht, dass mein Gepäck am Folgetag in Mineralnye Vody ankommen soll.

 

 

 

Do., 30. April 2015: Deja vu Sturm (4.300m)

Am Morgen nach dem Anruf bei Viktor wird klar, dass Pegasus den Transport des Gepäcks vom Flughafen nach Azau in das Hotel nicht übernehmen wird. Also geht es nicht zum Verleihshop, um dort Gas zu kaufen, sondern erneut auf den Berg. Das Wetter ist sehr wechselhaft, unbeständig und windig. Gegen Mittag kommt wieder Sturm auf, dennoch gehe ich weiter, da viel Zeit am Morgen ins Land ging. Auf etwa 4100m treffe ich Anna, meine Bergführerin von vor 2 Jahren auf ihrem Abstieg mit einer Gruppe. Da es noch früh ist, steige ich aber weiter auf, bis der Wind wieder zu stark wird. Kaum auf 4000m zeigt sich der Elbrus dann wieder un seiner vollen Pracht. Aber es wird deutlicher: Wenn der Gipfel machbar ist, dann mit dem frühen Lift, komplett nach oben gehen und den ganzen Weg hinunter absteigen.

 

 

 

Fr., 01. Mai 2015: Das wäre ihr Preis gewesen (4.850m)

Morgens regnet es noch im Tal. Kaum über den Talwolken angekommen, zeigt sich der Elbrus in seiner vollen Pracht. Gipfeltag - zumindest für die meisten. Am ärgerlichsten ist, dass so viele mit perfekter Ausrüstung bereits absteigen, während mir mit jedem Schritt nach oben mehr auffällt, was mir fehlt. Bei über 4500m wird es sehr eisig und die Steigeisen-Schuh-Kombination lässt sehr zu wünschen übrig. Am Ende scheitert es dann ohne Mütze, ohne Fäustlinge, kalte Füße und ersten Erfrierungserscheinungen. Also Abbruch und vor dem Sattel nach unten, den ich im Frontalwind sowieso nicht lange ausgehalten hätte. Am schlimmsten ist eigentlich, dass die ursprünglich angedachte Taktik heute zum Gipfel geführt hätte. Zu allem Übel darf ich morgen auch noch überraschend ein neues Hotel suchen. Als ob man das nicht bereits vorher hätte absehen können. In Azau ist dank des Elbrusraces alles komplett ausgebucht, zudem ist Wochenende. Aber für heute reicht es körperlich.

 

 

 

Sa., 02. Mai 2015: Umzug nach Cheget

Am Morgen organisiert mir das Hotel den Transfer in ein Hotel in Cheget. Interessanterweise komme ich in genau dem Hotel an, das ich auch zuerst angefahren hätte. Es ist das Hotel von vor 2 Jahren. Das bietet dann auch direkt die Möglichkeit, im Verleihladen nach neuen Steigeisen zu fragen. Er leiht mir sich Vorwürfe machend, dass ich aufgrund seiner Leihausrüstung den Gipfel nicht erreichen konnte, seine neuen 12-Zacker von Grivel. In Cheget gibt es noch einen Nordhang mit Eisschollen, an dem ich die Eisen auch direkt ausprobiere. Also nehme ich mir für morgen den letzten Versuch vor und ruhe den Rest des Tages.

 

 

 

 

 

So., 03. Mai 2015: Letzter Aufstiegsversuch (4.985m)

Mit den neuen Steigeisen geht es sich wesentlich einfacher. Zudem muss es in der vergangenen Nacht sehr kalt gewesen sein, da der frische Schnee tief durchgefroren ist. Ab 4000m möchte der Körper seinen Sauerstoff haben. Ab 4500m geht nicht mehr all zu viel. Jeder Schritt am steilen vereisten Hang fällt erstaunlich schwer, auch wenn die Eisen auch mit weniger Sorgfalt sofort greifen. Bei knapp 5000m stellt sich die Frage nicht mehr, ob ich den Rest noch nach oben gehe, da der Wind wieder auffrischt und schnell alles runterkühlt. Abgesehen vom Wind bin ich nicht akklimatisiert. Eine Lehre, die man vorher bereits geahnt hat. Die Tage auf möglichst großer Höhe zu verbringen ist leider nicht ausreichend. Der Körper braucht auch nachts den Anreiz über 3000m, da er sich sonst zu wenig umstellt und nur die Atmung und den Herzschlag anpasst. Nur mit Adaption könnte es also auch zu gefährlich werden noch weiter aufzusteigen.

 

 

 

Mo., 04. Mai 2015: Warten auf den Fahrer zum Flughafen

Ursprünglich war der Tag für den Abstieg vorgesehen. Jetzt wird daraus ein relaxter Wartetag auf den Fahrer zum Flughafen Mineralnye Vody. Dort angekommen treffe ich Viktor, ein Spitzentyp. Am Ende war er es, der im Hintergrund die Fäden bei Pegasus direkt in Mineralnye Vody gezogen hat und quasi am Telefon meinen Rucksack ausfindig gemacht hat. Am Ende sieht es so aus, als wäre ein abgerissenes Band an der Rucksackhülle zunächst Schuld an allem Übel - was auch immer dazu geführt haben mag. Die Kombination mit der Airline, die das Gepäck zunächst nicht finden konnte und nach dem Fund nicht bereit war, das Gepäck entsprechend ins Hotel zu liefern, war dann wohl eine sehr sehr unglückliche Kombination. Zumindest muss ich das Übergepäck durch das Nicht-Verzehren der Trockennahrung nicht bezahlen. Einmal weil die Lost&Found Stelle beim Check-in Schalter angerufen hat, zum anderen weil mich der Check-in Chef noch von vor einer Woche wiedererkannt hat.

 

Di., 05. Mai 2015: Ankunft in Hamburg

 

 

Fazit:

Ohne Gepäck wird der Aufstieg schwierig. Zumindest für küstennahe Bewohner. Mit ein oder zwei Nächten in einer Berghütte und den ein oder anderen zusätzlich noch auszuleihenden Ausrüstungsgegenständen hätte es ggf. funktioniert. Schade ist, dass die ursprünglich geplante Taktik voll aufgegangen worden wäre und insgesamt sogar 3 schöne Gipfeltage am Ende zur Verfügung gestanden hätten. Also nochmal herkommen.

 

 

 

 
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